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Lena Wiest ist Schutzgebietsbetreuerin für dieses kleine Naturschutzgebiet, das nordwestlich an die Stadt Kleve anschließt und von unserer NABU-Station auf den Namen „RiKos“ getauft wurde. Hier erzählte sie, warum sie das Gebiet in ihr Herz geschlossen hat.
Was macht die Rindernschen Kolke für dich besonders?
Die Rindernschen Kolke sind ein Naturmosaik im Taschenformat und das nur ein paar Schritte von der Haustür in Kleve entfernt… Mit vielen diversen Lebensräumen und vielen kleinen Gewässern auf engstem Raum sind sie ein spannendes Gebiet. Diese strukturreiche und idyllische Kulturlandschaft, die auch durch Beweidung gepflegt wird, bietet zahlreichen Wildtieren ein Zuhause.
Wenn man im Winter möglichst leise auf dem Drususdeich unterwegs ist, kann man mit etwas Glück die typischen Gäste des Niederrheins aus nächster Nähe beobachten. Wenn man noch etwas mehr Glück hat, findet sich auch mal eine Besonderheit wie der Waldwasserläufer oder Zwergtaucher unter den Horden an Bläss-, Grau- und Kanadagänsen. Im Frühjahr kann man durch einen grünen Tunnel wandern, während man von rechts und links von Amsel, Meise und Co. mit einem Morgenkonzert unterhalten wird. Aus dem Schilf tönt laut der gut getarnte Teichrohrsänger und auf den gut einsehbaren Teichen tummeln sich die Enten, während auf der Weide die Kälbchen umhertollen.
Das ganze Jahr über kann man die eigentümlichen Gestalten der Kopfweiden bewundern. Diese machen nicht nur optisch etwas her, sondern bieten vielen Tieren einen Lebensraum. Durch regelmäßiges Schneiden der Triebe entsteht ihre kugelige Form. Im Laufe der Zeit entstehen im Stamm durch Pilzbefall Hohlräume. Diese dienen zum Beispiel unterschiedlichen Käferarten und andere Insektenarten als Lebensraum und werden von höhlenbrütenden Vögeln wie dem Steinkauz und kleinen Säugetieren genutzt.
Mit der direkten Nähe zur Stadt und einem gut befestigten Weg mit vielen schönen Aus- und Einblicken eignet es sich selbst für körperlich eingeschränkte Interessierte zum Entspannen, Genießen und Entdecken.
Warum genau sind die Rindernschen Kolke ein Naturschutzgebiet?
Die Kolke, kleine, mehr oder weniger kreisrunde Gewässer, sind vor langer Zeit durch Deichbrüche entstanden. Insgesamt gibt es elf davon und noch weitere Kleingewässer. All diese Gewässer samt Tweestrom, einem kleinen grabenartigen Bach, ziehen neben vielen Wasservögeln bedrohte Arten wie Kammmolch oder Biber an. Auch Fischarten wie Steinbeißer oder Bitterling sind hier zu finden. Unauffälligere seltene Pflanzenarten, z. B. die Polei-Minze, gibt es an den natürlichen Gewässerufern zu entdecken. Und in den Kolken und Teichen wachsen unter anderem auch Schwanenblume, Igelkolben und Pfeilkraut.
Die Rindernschen Kolke sind übrigens formal Bestandteil des Naturschutzgebietes Salmorth, das sich nördlich anschließt und bis zum Rhein erstreckt.
Warum sind die Lebensräume oder Arten so wertvoll?
Wir haben es hier mit extensiv genutztem Weideland zu tun, in dem sich Gewässer unterschiedlicher Größe und Entwicklungsstadien befinden. Da gibt es kleine Kolke, die jedes Jahr austrocknen. Andere, große Gewässer führen das ganze Jahr über Wasser. Es gibt Verlandungszonen und von den Rindern, die hier weiden, offengehaltene Uferbereiche. Hier wachsen sehr charakteristische Pflanzenarten der Schlamm- und Sandufer; Nadel-Sumpfbinse, Braunes Zypergras. Wir finden hier aber auch Röhrichte und Hochstaudenfluren. Diese vielen unterschiedlichen Strukturen bilden die Lebensgrundlage für viele unterschiedliche Pflanzen und damit auch für ganz verschiedene Tiere.
Strukturvielfalt heißt Pflanzen- und Tiervielfalt. Dieser Umstand macht die Rindernschen Kolke zu etwas Besonderem, das sich vielleicht dem Betrachter auf den ersten Blick nicht sofort erschließt.
Wie ist der derzeitige Zustand des Gebiets?
Die Dürre der vergangen Jahre wirkt sich negativ auf den Wasserhaushalt im Gebiet aus. Der Grundwasserspiegel sinkt, das Oberflächenwasser verdunstet schneller und die Gewässer trocknen eher aus. Insektenarten beispielsweise, deren Larven einige Zeit im Wasser leben oder dort den Winter überdauern, können sich nicht reproduzieren. Weniger Insekten haben immer auch zur Folge, dass es weniger Amphibien, Reptilien und Vögel gibt.
Hinzu kommt die Belastung durch den Stickstoff, der über die Luft eingetragen wird etwa durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und Abgase aus dem Verkehr. Leider sind die Rindernschen Kolke als Naturschutzgebiet davon nicht ausgenommen. Unter diesem verstärkten Nährstoffeintrag verringert sich auch der Artenreichtum des Grünlandes, der landwirtschaftlich genutzten Weiden und Wiesen. Viele Wildpflanzen wachsen nur auf nährstoffarmen Böden.
Mit jeder Pflanzenart, die verschwindet, verlieren wir außerdem im Mittel etwa zehn Tierarten. Besonders den auf bestimmte Pflanzenarten spezialisierten Arten wird damit die Lebensgrundlage entzogen.
Was genau machen wir dort?
Zu unseren Aufgaben bei der Betreuung der Schutzgebiete gehört es, den Zustand des Gebietes zu erhalten und sogar zu verbessern. Wir planen daher Maßnahmen, den Wasserhaushalt zu optimieren und die Wasserversorgung auch während der Trockenzeiten sicherzustellen. Dazu beitragen kann eine Entschlammung und damit auch Vertiefung einiger Kolke. Das hat zur Folge, dass über einen längeren Zeitraum dort Wasser vorhanden ist, wovon Pflanzen und Tiere profitieren.
Mit Landschaftspflege erhalten wir bestehende Lebensräume und ihre Bewohner. Das schließt zum Beispiel einen Heckenschnitt und die Pflege der Kopfbäume mit ein. Außerdem unterstützen wir das Anliegen, Rahmenbedingungen für Landwirte zu schaffen, damit Naturschutzgebiete wie auch die Rindernschen Kolke naturgerecht, nachhaltig und gleichzeitig auch finanziell auskömmlich, bewirtschaftet werden können.
Kann man die Rindernschen Kolke betreten oder besichtigen?
Ein Spaziergang entlang des historischen Drususdeiches, den übrigens schon die Römer errichtet hatten, führt die Besuchenden einmal fast am gesamten Gebiet entlang. Vom Weg aus können die idyllischen Gewässer und vielleicht auch ein paar ihrer Bewohner gesichtet werden. Es lohnt sich, ein Fernglas dabei zu haben. Am besten startet man zu Fuß oder mit dem Fahrrad am Parkplatz der St. Willibrord-Kirche in Kleve-Rindern und folgt dann der Straße Drususdeich in nördlicher Richtung.
Was wünschst du dir für die Zukunft für das Naturschutzgebiet?
Dieses schöne kleine Naturschutzgebiet hat jede Menge Potenzial für sehr viele Naturschätze auf kleinstem Raum. Es bietet vielen Arten ein letztes Refugium in einer recht ausgeräumten Kulturlandschaft. Mit der Erhaltung dieses Gebiets hoffen wir einen Beitrag leisten zu können, dass sie nicht vollständig verschwinden.
Kleine Teiche und Tümpel werden auch vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung und zunehmender Dürren immer seltener und mit ihnen so spannende Arten wie der Kammmolch und viele Libellenarten. In einem Teil des Gebietes ist es nun möglich einige Maßnahmen durchzuführen, die dieses tolle Mosaik aus Gewässern, Ufer, Grünland, Röhrichte, Bäume und Wald auch über die nächsten Jahrzehnte erhalten.
Ich wünsche mir, dass wir es in Zukunft schaffen, im Einvernehmen mit der Landwirtschaft die Grünflächen weiter zu extensivieren und ihre früheren Blütenpracht wieder herzustellen. Der besondere Wert des Gebiets für Kleve als nahes und einfach zu erreichendes Erholungsziel bietet auch eine super Chance den Menschen und insbesondere den Klever Bürgern einen Zugang zur Natur zu geben und sie für den Erhalt von solch vielfältigen Lebensräumen und bedrohten Arten zu begeistern.
Lage: Nordkreis Kleve, linksrheinisch, im Deichhinterland, schließt sich nordwestlich an die Stadt Kleve an
Größe: 80 Hektar
Schutzstatus: Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet, Teil des VSG Unterer Niederrhein
Jahr der Ausweisung: 1987
Landschaft und Naturraum: Ehemaliges Feuchtgebiet, viele Kleingewässer mit umgebenen Kopfweiden und Hecken
Einige seltene Pflanzenarten im Gebiet: Polei-Minze, Mäuseschwänzchen, Wasserfeder, Seekanne, Schwanenblume, Igelkolben, Pfeilkraut, Erdbeer-Klee
Einige seltene Tierarten im Gebiet: Kammmolch, Biber, Bitterling, Steinbeißer, Flussregenpfeifer, Teichrohrsänger, Steinkauz, Großer Abendsegler, Früher Schilfjäger, Keilfleck-Mosaikjungfer
Ansprechperson: Lena Wiest und Ortrun Heine (stv.)
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