Wie ist der derzeitige Zustand der Düffel?
Leider muss ich sagen, dass das Gebiet sich in einem kritischen Zustand befindet, aber zumindest ist es auch nicht ganz hoffnungslos. Leider sind einige Arten schon ausgestorben, aber immerhin sind noch einige seltene und gefährdete Arten hier zu finden.
Es ist so, dass der größte Teil der Düffel durch die aktuell immer intensiver werdende Landwirtschaft gefährdet ist. Derzeit sind nur 7,5 Prozent der Düffel für den Naturschutz gesichert. Der Rest des Naturschutzgebiets wird konventionell bewirtschaftet. Das ist entsprechend der Naturschutzverordnung möglich. Hintergrund ist, dass die Flächen vor allem wegen der rastenden Gänse als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurden, zu einem Zeitpunkt als die Bestände etwa der Feld- und Wiesenvögel noch nicht so dramatisch abgestürzt sind.
Es wäre definitiv notwendig, dass diese Schutzbestimmungen aktualisiert werden, damit wir wirksam die einzigartige Natur hier erhalten können. Aber dann muss auch die gesellschaftliche relevante Dienstleistung „Naturschutz“ für Landwirte auch über öffentliche Gelder finanziell attraktiv gestaltet werden. Das ist eine wichtige Forderung von uns, damit auf allen ökologisch wertvollen Flächen Maßnahmen umgesetzt werden können.
Momentan ist es so, dass selbst Herbizide und Insektizide hier noch eingebracht werden dürfen und so den Pflanzen und Tieren schaden. Ein großes Problem im Feuchtgebiet sind die immer häufiger vorkommenden Dürren. Der sinkende Grundwasserstand verschärft die Situation zusehends. Dadurch werden feuchte Stellen in den Wiesen auch für schwere Traktoren passierbar und damit verschwindet einerseits Lebensraum für feuchteliebende Pflanzen und Tierarten. Zum anderen wird auch das Land um diese verschwindenden Kleingewässer entwertet, da Wasser in diesen althergekommenen Feuchtgebieten auch in der Fläche für Artenvielfalt sorgt. Wenn die Lebewesen hier kein Wasser mehr finden, dann verlieren wir sie.
Dazu kommt, dass alte Kulturlandschaftselemente wie Kopfbäume und Hecken oder auch Obstbäume nicht mehr richtig gepflegt werden. Dadurch überaltern und sterben viele Bäume einfach, werden nicht mehr ersetzt und so geht wieder ein besonderer Lebensraum verloren. Nicht zu verachten ist auch die Wirkung von zum Beispiel Kopfbäumen oder Hecken auf das Landschaftsbild, welches sich innerhalb der letzten drei Jahrzehnte ebenfalls gewandelt hat. Dadurch, dass viele Kühe heutzutage im Stall stehen und nicht mehr auf den Wiesen weiden, wuchern noch vorhandene Teiche und Kolke zu, weil die Huftritte und Fraß der Tiere fehlen, um sie offen zu halten.
Ich sehe aber auch, dass wir mit unseren Maßnahmen im Wiesenvogelschutz im LIFE-Projekt „Grünland für Wiesenvögel“ jetzt gut vorankommen und dass unsere Pächter gute Arbeit leisten. Bei manchen Arten und Biotopen konnten wir schon große Erfolge erzielen, der Storch beispielsweise hat mittlerweile eine stabile Populationsgröße erreicht. Ich wünsche mir, dass das langfristig auch für andere Arten und Lebensräume klappt und das Pendel wieder in Richtung mehr Natur umschlägt.