Managementplan für den ehemaligen Standortübungsplatz Materborn

Worum geht es?

Die mehr als 100 Hektar große Fläche war einst Teil der Bundeswehr-Kaserne in Emmerich. Jahrzehntelang wurde die naturnahe Kulisse von den Pionieren für verschiedene Übungen genutzt und durch diese geprägt. Als 2008 die Kaserne ihren Dienst einstellte, blieb ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen zurück. Wald, magere Wiesen, Kleingewässer, offene Sandflächen, Baumreihen und Sträucher sind heute die unterschiedlichen Landschaftseindrücke, die sich beim Spazieren über das Gelände bieten.

2015 wurde das Gebiet daher als „Nationales Naturerbe“ ausgewiesen und 2023 die Betreuung an unsere Station übergeben. In einem Managementplan für das Gebiet sollen zukünftig nicht nur Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume für seltene Arten, sondern auch Möglichkeiten zum Naturerlebnis festgehalten werden. Die Erfassungen von Tier- und Pflanzenarten legen hierfür den Grundstein. Sensible Bereiche können so geschützt und interessante Bereiche dem Natur-Erleben gewidmet werden.

 

Warum ist das Projekt wichtig?

Die Naturerbe-Fläche ist ein Insekten-Hotspot!

Auf Basis ehrenamtlich erhobener Daten, Zufallsbeobachtungen und der Kenntnis der Biotopausstattung wurde vermutet, dass das Gebiet für Insekten eine herausragende Rolle spielen könnte. Deshalb wurden die kleinen Sechsfüßer des Gebietes 2023 von zwei ehrenamtlich aktiven Insektenkundlern genauer untersucht. So konnten zum Beispiel rund 400 Käfer-Arten nachgewiesen werden. Das Nebeneinander von Totholz, etwa in Form alter Kastanien, Vogelkirschen, Eichen und Buchen, und von Blumen auf den Wiesen und an blühenden Büschen am Waldrand ist lebensnotwendig für viele Käferfamilien. Wiederrum andere zahlreiche Insektenarten leben gern auf besonnten Sandböden. Die offenen Bodenstellen, wie sie durch den früheren Übungsbetrieb geschaffen wurden, fehlen heute. In Zukunft könnte man hier zum Beispiel durch Beweidung gegensteuern. Diese würde die offenen Stellen schaffen, die etliche Käferarten, aber auch viele Wildbienenarten benötigen. Einige Wildbienen-Highlights konnten trotz der nass-kalten Witterung in 2023 gefunden werden, wie etwa die Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis), die bisher nur sehr selten im Rheinland gefunden wurden. Auch an Schmetterlingen hat das Gebiet einiges zu bieten. So kann man im Hochsommer unter Anderem den Schmetterling des Jahres 2023 finden – das wunderschön blaugrün glänzende Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices).

Sie ist ein idealer Lebensraum für viele Vogelarten!

Der Mix aus Wald und offenen Flächen macht das Gebiet attraktiv für Vögel: viele Arten aus Wald, Feld und Garten kommen hier vor. Gerade die Vielfalt der Arten macht den Reiz der Natur Erbe Fläche aus. Sogar der seltene Baumpieper (Anthus trivialis) konnte während der Brutvogel-Erfassung im Gebiet nachgewiesen werden.

Die Pflanzenwelt auf der Naturerbe-Fläche ist was Besonderes!

Die Vegetation ist aufgrund der Nährstoffarmut im Gebiet für unsere Gegend selten, so gibt es magere Glatthaferwiesen und Sandmagerrasen immer weniger. Hier kann man sie noch finden und auch einige gefährdete Pflanzenarten kommen vor, die auf eben genau diese mageren Bedingungen angewiesen sind. Unter diesen beispielsweise das strahlend pink blühende Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), aber auch der weniger auffällige Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) und das unscheinbare Gras Dreizahn (Danthonia decumbens).

 

Wer finanziert und unterstützt das Projekt?

Finanziert wird das Projekt durch die NRW-Stiftung.