Naturerbe „Truppenübungsplatz“ bewahren

29.06.2023 - Pressemitteilung

Kleve – Die NRW-Stiftung und die NABU-Naturschutzstation Niederrhein betreuen seit diesem Jahr gemeinsam die Naturerbe-Fläche „Ehemaliger Standortübungsplatz Kleve-Materborn“.

Die mehr als 100 Hektar große Fläche war einst Teil der Bundeswehr-Kaserne in Emmerich. Jahrzehntelang wurde die naturnahe Kulisse von den Pionieren für verschiedene Übungen genutzt und durch diese geprägt. Als 2008 die Kaserne ihren Dienst einstellte, blieb ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen zurück. Wald, magere Wiesen, Kleingewässer, offene Sandflächen, Baumreihen und Sträucher sind heute die unterschiedlichen Landschaftseindrücke, die sich beim Spazieren über das Gelände bieten.

Der ehemalige Standortübungsplatz gehört zu den acht Liegenschaften des Nationalen Naturerbes in Nordrhein-Westfalen, die von der Bundesrepublik Deutschland in die Hände der NRW-Stiftung übertragen wurden. Anfang 2023 kam die NABU-Naturschutzstation Niederrhein mit ins Boot und übernimmt fortan die naturschutzfachliche Gebietsbetreuung. Zu diesem Anlass trafen sich Vertreter von NABU und NRW-Stiftung am 28. Juni vor Ort, um die Naturerbe-Fläche gemeinsam zu besichtigen.

„Das Nationale Naturerbe ist eine Erfolgsgeschichte. Ehemals militärisch genutzte Flächen werden dauerhaft für den Naturschutz gesichert“, betont Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann vom Vorstand der NRW-Stiftung. „Ich freue mich, dass wir hier auf der Fläche in Kleve-Materborn auf die tatkräftige Unterstützung der NABU-Naturschutzstation Niederrhein bauen können, die uns dabei hilft, den wertvollen Lebensraum heute und in Zukunft zu erhalten.“

Für Dietrich Cerff, Leiter der NABU-Naturschutzstation Niederrhein, ist die Naturerbe-Fläche Kleve-Materborn ein wichtiger Rückzugsraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten in einer sonst intensiv genutzten Landschaft. „Ein wichtiges Ziel unsererseits ist auf jeden Fall, diesen Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt den Besuchern und Besucherinnen des Gebietes zu vermitteln.“ Katja Plumbaum, Landschaftsökologin bei der gleichen Klever Biostation, ergänzt „Die Vegetation ist aufgrund der Nährstoffarmut im Gebiet schon etwas Besonderes für unsere Gegend. Es kommen auch einige gefährdete, eher seltene Pflanzenarten vor. Ein Beispiel dafür ist etwa das strahlend pink blühende Gefleckte Knabenkraut.“

Das Gelände beherbergt außerdem viele Insektenarten wie den Schmetterling des Jahres 2023 – das Ampfer-Grünwidderchen. Mit etwas Glück kann dieser blaugrün-schillernde Falter an sonnigen Tagen auf der Fläche bis in den Juli hinein beobachtet werden.

Der Mix aus Wald und offenen Flächen macht das Gebiet zudem zu einem idealen Lebensraum für Vögel: „Auf dem Truppenübungsgelände kommen viele Vogelarten aus Wald, Feld und Garten vor. Gerade die Vielfalt der Arten macht hier den Reiz aus.“ schwärmt Mona Kuhnigk, ebenfalls Landschaftsökologin der NABU-Naturschutzstation Niederrhein. Sogar den seltenen Baumpieper konnte sie bei der diesjährigen Erfassung der Brutvögel im Gebiet nachweisen.

Die Erfassungen von Tier- und Pflanzenarten legen den Grundstein für weitere Maßnahmen, die von den Aktiven im Naturschutz geplant werden. Sensible Bereiche können so geschützt und interessante Bereiche dem Natur-Erleben für Besucher*innen gewidmet werden.

Dietrich Cerff erläutert die wertvollen Biotope des Gebiets
Das Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices) ist Schmetterling des Jahres 2023